Heimatfilm:
Die Blütezeit des deutschen Heimatfilms begann in den 1950er Jahren. Vor allem der große Erfolg von "Der Förster vom Silberwald" 1954 leitete nach dem Krieg den massiven Erfolg des Heimatfilmes ein. Unberührte und idyllische Landschaften, wie Almwiesen, Täler und Berghänge, aber auch die norddeutsche Heidelandschaft, dienten vielen Menschen nach dem Krieg als Projektions- und Imaginationsfläche. Urbanität, städtische Tristesse, Alltagssorgen wichen so dem scheinbar Einfachen, Unschuldigen und Ewigen. Alleine bis 1960 entstanden mehr als 300 Heimatfilme, oft nach ähnlichem Muster gestrickt. Heimatfilme boten Halt, nach dem sich viele Menschen nach den schweren Zerstörungen im Krieg sehnten. Auch soziale Folgen des Krieges wie verwaiste Familien, Werteverlust, Flucht und Vertreibung wurden mit idyllischen Gegenbildern aufgearbeitet, die den Zuschauern die kurze Reise in die heile Welt der Heimatfilme ermöglichte. Filmkritiker Hans Günther Pflaum äußerte sich zum Erfolg des Heimatfilmes: „Ich glaube, dass der Erfolg des Heimatfilms der 50er Jahre mit den Zerstörungen des Weltkriegs zusammenhängt. (...) Die Sehnsucht der Leute, mal was Intaktes zu erleben - sauberes Wasser, blauer Himmel, blühende Wiesen -, …ist durchaus legitim.“



Ernst Neubach: Produzent
Einer der herausragenden Produzenten des Genres war Ernst Neubach. Der frühere Textdichter (Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren) kam über das Drehbuchschreiben zum Film und gründete 1955 eine Produktionsfirma in München. Einer seiner ersten Erfolge ist der Film „Die Wirtin von der Lahn“. Mit dem Film „Die Fischerin vom Bodensee“ setzt er den Erfolg fort. Mit dem Filmtitel, der ja gleichzeitig die erste Zeile eines bekannten Volksliedes ist (1948 von Franz Winkler in seiner Wahlheimat am Bodensee geschrieben) findet er einen idealen Aufhänger für seine Liebesgeschichte.



Dreharbeiten „Die Fischerin vom Bodensee“
Am 23. April 1956 fällt im Arri-Atelier in München die erste Klappe. Regisseur Harald Reinl arbeitet zum ersten Mal mit dem Kameramann Ernst W. Kalinke zusammen der den professionellen Stil des Filmes vorgibt. Am 5. Mai wechselt man zu den Außenaufnahmen am Bodensee. Gefilmt wird an malerischen Schauplätzen in Meersburg, Friedrichshafen, Immenstaad und dem Pfahlbaumuseum Unteruldingen. Besondere Höhepunkte sind die Aufnahmen eines Maifestes und die Schlussszene von Oben auf das Ausflugsschiff Zähringer, für die extra ein Hubschrauber aus der Schweiz eingesetzt wurde. Nach insgesamt 40 Drehtagen sind die Aufnahmen abgeschlossen.

Im Anschluss an die Dreharbeiten sinniert Ernst Neubach. „Die Einen werden unsere „Fischerin“ einen Heimatfilm nennen, die Anderen ein Volksstück mit Musik. Das kommt aufs Gleiche heraus! Aber eines ist wichtig: er muss dem Publikum gefallen. Am 24. Juli 1956 findet die Premiere im Stuttgarter Kino Metropol statt. „Die Fischerin vom Bodensee“ wird einer der erfolgreichsten Filme von 1956. Die Presse reagierte weitgehend wohlwollend. So schreiben die Fürther Nachrichten am 1. September 1956. „Dieser Heimatfilm hat einen starken Köder am Angelhaken: der Bodensee. Juwel der Drei-Länder-Ecke, von Ernst W. Kalinke trefflich farbfotografiert erweist sich der Film als prallsaftiger Regenwurm. Da beißen die Leute an und schlucken zugleich das raffinierte Gemisch aus Trachtenschau, Operettenleid und lückenlosem Happy End.“



Marianne Hold
(Geboren 15. Mai 1933 Gestorben 11. September 1994)

Schon als Teenager erweist sie sich als eigensinnig und rebellisch. Ohne Papiere trampt sie quer durch Deutschland und landet - nach einer Zwischenstation in Österreich - in der Filmstadt Cineccitta in Rom. Dort trifft sie auf Luis Trenker. Der vertraut ihr die Hauptrolle in seinem Film „Duell in den Bergen“ (1949) an und rät ihr nach Deutschland zurückzukehren. „Ferien vom Ich“ (1952), „Flucht in die Dolomiten“ (1955) und „Wenn die Alpenrosen blüh´n“ (1955) sind weitere Stationen in ihrer Filmkarriere bis ihr mit „Der Fischerin vom Bodensee“ der endgültige Durchbruch gelingt. Mit 35 Jahren beendet sie ihre Schauspielkarriere und zieht sich ins Privatleben zurück. In der Karl May Verfilmung „Der Schut“ spielt sie eine ihrer letzten Rollen.



Gerhard Riedmann
(Geboren 24. März 1925 Gestorben 9. Februar 2004)

Der Darsteller des Hans Bruckberger gibt im deutschen Heimatfilm häufig den unwiderstehlichen, sangesfreudigen Charmeur. Als gestandener Theaterschauspieler hat Gerhard Riedmann keine Berührungsängste mit dem Heimatfilm. Dank seiner Gesangsfähigkeiten wird er in vielen Operetten Verfilmungen wie „Der Zigeunerbaron“ (1954) und „Der Bettelstudent“ (1956) in Hauptrollen eingesetzt. Nach der Fischerin vom Bodensee spielen Gerhard Riedmann und Marianne Hold noch einmal in „Die Prinzessin von St. Wolfgang“ (1957) zusammen.



Isa Günther und Jutta Günther
(geboren 20. Mai 1938 in München)

Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Jutta Günther begann Isa Günther ihre Filmkarriere 1950 mit Das doppelte Lottchen nach dem Kinderbuch von Erich Kästner. War dieser Film – Regie führte Josef von Báky – noch ein Kassenschlager, der zudem Kästner das Filmband in Gold einbrachte, so sind die nachfolgenden Heimatfilme, in denen die Zwillingsschwestern auftraten, mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Ausnahme davon bleiben ihre Rollen in „Die Fischerin vom Bodensee“. Dort spielen sie die verwöhnten Schweizer Backfische auf erfrischende Art und Weise. Die Günther-Zwillinge beendeten ihre Filmkarriere im Alter von 20 Jahren, heirateten später und zogen sich ins Privatleben zurück.



Harald Reinl: Regisseur
(Geboren 8. Juli 1908 - Gestorben 9. Oktober 1986)

Reinl machte erste Bekanntschaft mit dem Film, als der Bergfilmpionier Arnold Fanck auf den brillanten Skifahrer aufmerksam wurde und ihn als Statisten in mehreren seiner Filme einsetzte. In der Folge wurde der promovierte Jurist Assistent bei Leni Riefenstahl und arbeitete in dieser Funktion unter anderem an Tiefland mit. Dieser Film entstand zwischen 1940 und 1944 mit aus KZs zwangsrekrutierten Sinti und Roma, die nach Beendigung des Films ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden. Im Jahre 1949 stellte er als Regisseur seinen ersten Langfilm „Bergkristall“ fertig, der bereits ein typischer Reinl-Film ist.

Später wurde Reinl insbesondere durch seine Edgar-Wallace- und Karl-May-Verfilmungen in den 1960er Jahren bekannt, aber auch bei zahlreichen Adaptionen von Jerry Cotton-Romanen führte er Regie. Reinl ist vor allem für den naiven Erzählstil seiner Filme bekannt und verstand es meisterhaft, die Großartigkeit der Natur als Filmkulisse in seine Streifen einzubinden. Viele seiner Filme zeichnet eine romantische Atmosphäre aus. Seinen Karriere-Höhepunkt erreichte er bei den in den sechziger Jahren in Jugoslawien gedrehten Karl-May-Filmen. Da Reinl in seiner Jugend selbst begeisterter Karl-May-Leser war, erwies sich die Übertragung der Regieaufgabe durch den Berliner Produzenten Horst Wendlandt als Glücksgriff für die Serie.

1976 wurde Reinl als Regisseur zusammen mit Pierre Brice als Hauptdarsteller von der damals noch im Aufbau befindlichen Freilichtbühne im sauerländischen Elspe für das Stück Der Schatz im Silbersee verpflichtet. Er konnte dem Stück durch seinen filmischen Inszenierungsstil wesentliche Impulse geben. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Veranstalter kam es allerdings zum Bruch, und er verließ die Bühne noch im selben Jahr.

Reinl, der von 1946 bis 1950 mit Corinna Frank und von 1954 bis 1968 mit der Schauspielerin Karin Dor verheiratet war, drehte danach mit nachlassendem Erfolg noch verschiedene Abenteuerfilme, Komödien, Dokumentarfilme und zwei Teile der bisher letzten Ludwig-Ganghofer-Serie. Mit Die Nibelungen inszenierte er 1966 für den Produzenten Artur Brauner den bis dahin teuersten Film der Bundesrepublik Deutschland. Sein Leben fand ein tragisches Ende in seinem Haus, der Casa Daniela, auf Teneriffa, als er während der Vorbereitungen für den Film Attila, der Mörderwolf von seiner dritten Frau, der ehemaligen tschechischen Schauspielerin Daniela Marie Delisová, im Streit erstochen wurde. Delis galt als alkoholkrank.

Quellennachweis:
Werbematerialen von „Die Fischerin vom Bodensee“
Der deutsche Heimatfilm 1947 -1960 (Willy Höfig, Stuttgart 1973)
Internet: www.wikipedia.de
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